"Stoner" von John Williams

Coverbild Stoner von John Williams, ISBN-978-3-423-14395-0 

Titel: Stoner
Autor: John Williams
Seiten: 352
Verlag: dtv
Erscheinungsjahr: 2013
ISBN: 978-3-423-28015-0
Preis: 19.90 €


William Stoner ist 19 Jahre alt, als er zu studieren beginnt. Zuvor lebte er ein liebloses, arbeitsreiches Leben auf dem Hof seiner Eltern. Eigentlich soll er Agrarwissenschaften studieren, doch dann entdeckt der junge Stoner, was es heißt zu lieben. Er entdeckt die Literatur und die Freuden des Studierens. Das berauschende Gefühl neue Themen zu entdecken und immer tiefer einzudringen. Und so beginnt ein Leben, welchem der Leser folgen wird. Er begleitet den Protagonisten durch seine erste romantische Liebe, die zu einer unglücklichen Ehe führt, er begleitet ihn zur Universität und er begleitet ihn, während er sich die Frage stellt, worin der Sinn des Lebens besteht.


Wir haben es hier mit einem Buch zu tun, das von seinem Protagonisten lebt. Stoner ist nichts besonderes. Kein utopischer Held, wie er in vielen Büchern zu finden ist. Stoner ist menschlich. Er hat seine Fehler, trifft fragwürdige Entscheidungen und er hat seine guten Seiten, die geradezu beneidenswert sind. Seine Leidenschaft zur Literatur wäre dabei ein Beispiel. Er verteidigt sie und das Universitätsleben vehement, wie einen Schatz.
Natürlich treten in diesem Buch auch andere Figuren auf. Da wäre beispielsweise Edith, die er später heiratet oder einer seiner wenigen Studienfreunde Gordon Finch. Die Figuren wirken sehr echt und sind detailliert charakterisiert. Besonders Edith, der ich persönlich von Anfang an mit Ablehnung begegnet bin. Die irgendwie auch Stoner in ein negatives Licht gerückt hat, da sie meiner Meinung nach sehr unliebenswürdig war und ein unattraktives Verhalten an den Tag legte.
Williams Schreibstil ist zu Beginn sehr sachlich und berichtend. Distanziert, wobei er dadurch Stoners Einstellung zur Welt und in gewisser Weise auch zu sich selbst darstellt. Er sucht seinen Platz, nicht zuletzt in der Universität, dargestellt durch abgelaufenen Boden, über den schon so viele gegangen sind. Er ist umgeben von Individuen und trotzdem einsam. Diese Einsamkeit gibt der Geschichte eine sehr dunkle Stimmung, die sich bis zur Mitte des Buches hält. Doch dann treten zwei Figuren auf, die eine Veränderung in Stoner hervorrufen. Die dunkle Stimmung wird erhellt und die langen, aber verständlichen Sätze, deren Betonung beim Lesen automatisch im Kopf erklingt, strahlen dem Leser regelrecht entgegen und die düstere, beklemmende Stimmung zeitweise durchbricht.

In diesem Buch begegnet der Leser der Frage des Sinnes des Lebens. Dem Platz des Einzelnen in der Welt und was dieser überhaupt beiträgt. Eine Szene hat mir dabei besonders gefallen, welche einen Wendepunkt darstellt. Auf Seite 228 spielt Williams mit Gegensätzen, um Stoners Zerrissenheit darzustellen.

Auch der Krieg spielt im Roman eine Rolle. Damit der Verlust, den dieser darstellt. Nicht nur im Hinblick auf persönliche Verluste, sondern auch wie daheimgebliebene die Zeit wahrnehmen und mit welchen Problemen sie zu kämpfen haben.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Auch wenn die Stimmung nicht sehr positiv war. Besonders das Ende hat mich emotional sehr berührt und mich stark zum Nachdenken angeregt.

In diesem Sinne: Nicht ganz so fröhliches, aber in jedem Fall lohnenswertes Lesen!

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