"Der Dunkle König" von Leo Carew


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Titel: Der dunkle König
Autor: Leo Carew
Seiten: 608 Seiten
Verlag: Goldmann Verlag
Erscheinungsdatum: 19. August 2019
ISBN:  978-3-442-48736-3
Preis: 15.00 €

Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Bloggerportal zur Rezension kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!


Darum geht´s:

Nach "Wolfsthron" erschien nun die Fortsetzung des Fantasy-Epos "Under the Northern Sky" von Leo Carew mit dem Titel "Der Dunkle König". Da es sich hier um eine Fortsetzung handelt sollten Leser, die den ersten Teil noch nicht gelesen haben am Besten zu meiner Rezension des ersten Teiles wechseln und sich dort ein Bild von diesem Roman machen. Denn Spoiler sind bei der Inhaltsangabe des zweiten Teils unausweichlich.

Nun, worum geht es in "Der Dunkle König"? Die Geschichte setzt nicht direkt am Ende des ersten Teils an, ist aber trotzdem eine anknüpfende Fortsetzung. Die Geschichte beginnt mit der Beschreibung einer Beerdigung. Gestorben ist der Bruder vom Lord des Nordens. Diesen lernten wir bereits im ersten Teil kennen. Nach der Beerdigung spaltet sich die Geschichte in zwei Handlungsstränge. Die weise Inquisitorin Inger bleibt zurück, um den Mord an Ropers Bruder aufzuklären, während Roper einen Plan schmiedet, um die besiegten Südlande vollkommen einzunehmen. Er begibt sich auf eine Art Heldenreise zu den Unhieru, ein mächtiges und skurriles Waldvolk, das ihm im Krieg helfen soll. Und währenddessen brodelt es auch im Süden, wo Bellamus, der ehrgeizige Emporkömmling und ehemalige Heerführer, vernichtende Pläne schmiedet.

Meine Meinung:

Leo Carew weiß, wie man schreibt. Allerdings merkt der Leser meiner Meinung nach schnell, was er wirklich gerne schreibt. Anfangs habe ich einige Zeit gebraucht, um wirklich in die Geschichte eintauchen zu können. Mein Problem dabei: Die Charaktere ähneln sich alle irgendwie. Die meisten haben zwar markante Merkmale und Eigenschaften, die sie in gewisser Weise voneinander unterscheiden, gleichzeitig sind sie jedoch trotzdem alle irgendwie gleich. Besonders bei den Anakim, dem Volk, das den Norden bewohnt, kommt dies stark zum Ausdruck. Sie sind alle groß, alle mürrisch, alle stark und alle tun, was man ihnen sagt. Schon beim ersten Teil hatte ich keinen Liebling oder eine Figur, der ich besonders gern folgte.
Um die Schimpftirade gleich abzuschließen muss ich leider noch bemängeln, das Carew zwar gut im Intrigen schmieden ist und dabei auch originelle Einfälle hat. Sie sind jedoch so stümperhaft aufgebaut, dass jede Spannung fehlt. Ich liebe Bücher, die mir Hinweise geben, auf falsche Fährten locken und den Leser schocken. Das ist hier leider ebenso wenig der Fall, wie in "Wolfsthron".
Was Carew jedoch auch in diesem Teil des Epos gelungen ist, ist die Beschreibung der Anakim als Volk. Ihre Bräuche, ihre Riten und ihren Glauben. Ihre Liebe zur Natur und ihre Verbundenheit zu ihrer Heimat. Und vor allem ihr unzerstörbarer Zusammenhalt. Die Anakim sind harte Burschen, aber trotzdem überzeugen sie durch ihre Ansichten gegenüber der Welt.
Und noch etwas ist erstaunlich an Carew´s Talent. Wer "Wolfsthron" las, kennt natürlich Bellamus. Den mehr oder weniger Antagonisten in der Geschichte. Doch wie im ersten Teil, muss ich mir eingestehen, dass Bellamus keine Figur á la Professor Umbridge ist. Eine Figur, die man einfach hassen muss. In diesem Roman gibt es kein ausschließlich gut und ausschließlich böse und besonders die Konfrontationen zwischen Roper und Bellamus faszinierten mich zutiefst.
Eine andere Sache macht Carews Bücher zu wahren Besonderheiten. Dazu ein kleiner Exkurs. Erinnern wir uns an Herr der Ringe. An die Schlacht von Helms Klamm beispielsweise oder die entscheidende Szene, als die Reiter Gondors Minas Tirith erreichen. Das Gefühl, wenn wir sicher auf dem Sofa sitzen und uns für die besten Schwertkämpfer halten, wären wir nur dort. Die Stimmung des mittelalterlichen Krieges. Geführt mit Schwertern, Speeren und Messern.
Die Schlachtszenen in "Der Dunkle König" lesen sich genau so. Was Carew wirklich gut kann, sind die Darstellungen von Kämpfen und dem Willen der Anakim. Er vermittelt die Stimmung vor Angriffen so echt, dass man am liebsten selbst das Schwert schwingen würde.
Vor der Verkündung meiner endgültigen Meinung möchte ich noch auf einen Aspekt eingehen, der mir bereits beim ersten Teil auffiel. Leo Carew kritisiert meiner Meinung nach in beiden Geschichten die heutige Gesellschaft. Bewusst oder unbewusst weißt er beispielsweise auf unser mehr oder weniger gestörtes Verhältnis zur Natur hin und besonders die erkannte ich die Missstände unseres Lebens in der Gesellschaft der Südlanden.

Wahrscheinlich muss ich nicht mehr sagen, dass ich dieses Buch wirklich gerne las. Ich liebe Fantasy. Carew gehört für mich zu den besseren Autoren, auch wenn innerhalb der Geschichten Luft nach oben ist. Allerdings will ich ihn nicht missen und freue mich schon auf den dritten Teil.

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