"Der Schwarm" von Frank Schätzing
Titel: Der Schwarm
Autor: Frank Schätzing
Seiten: 992
Verlag: Fischer
Erscheinungsjahr: 2005
ISBN: 978-3-596-16453-0
Preis: 11.99 €
Der Inhalt in "Der Schwarm" befasst sich mit einer
Was-Wäre-Wenn-Problematik. Was wäre, wenn Wale plötzlich verrücktspielen und
anfangen, Menschen anzugreifen? Was wäre, wenn Meerestiere sich zu großen
Schwärmen zusammenschließen, was für die verschiedenen Arten untypisch oder
zumindest überdurchschnittlich ist? Was wäre, wenn unbekannte Würmer den Weg
zum Methan im Ozean frei graben? Diese Fragen werden in "Der Schwarm" gestellt und ausgeweitet. Diese und weitere Szenarien finden tatsächlich statt. Das Was-Wäre-Wenn wird beantwortet, während sich dem Leser eine viel wichtigere Frage stellt und ihn zum weiterlesen ermutigt: Warum geschieht das Alles und
wer steckt dahinter?
Frank Schätzing zeigt in diesem Roman die Katastrophe auf,
die passieren könnte, wenn das Meer zurück schlägt.
Das Buch beginnt mit einem Prolog, der es in sich hat. Es
wird eine Spannung aufgebaut, die sich durch die erste Hälfte zieht. Man kann
das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen. Im ersten Teil des Romans lernt
der Leser zahlreiche Figuren kennen. Hauptsächlich geht es zunächst um Leon
Anawak und Sigur Johanson. Beide sind Wissenschaftler auf unterschiedlichen
Gebieten und leben in verschiedenen Teilen der Welt. Hinsichtlich der
Figuren gibt es kaum eine, bei der es sich nicht um einen Wissenschaftler
handelt. Während immer mehr Katastrophen geschildert werden, lernt der Leser
diese kennen und auch deren Gebiet, in welchem sie sich bewegen. Die in ihrer
Grausamkeit stetig schlimmer werdenden Katastrophen wollen natürlich erklärt
werden und genau das tut Schätzing durch seine Figuren. Manchmal als innerer
Monolog, manchmal im Gespräch zwischen den Figuren, erfährt der Leser einiges über die Tiefen der
Ozeane und die darin lebenden Kreaturen. Durch den mehr oder weniger steten
Austausch zwischen den Wissenschaftlern hat Schätzing einen Weg gewählt, der
die wissenschaftlichen Informationen dem Leser näher bringt. Denn bei den
Figuren gibt es immer jemanden, der auf einem Themengebiet nicht besonders fit
ist. Dieser Figur müssen bestimmte Sachverhalte erläutert werden, wodurch der Leser nicht
der einzige ist, der im ersten Moment keine Ahnung hat, worum es geht.
Während sich der erste Teil des Buches sehr global abspielt,
da überall seltsame Bedrohungen vom Meer ausgehen, fokussiert sich der Plot im
zweiten Teil auf einen ganz bestimmten Ort. Man erfährt kaum noch, was im
restlichen Teil der Erde vor sich geht. Vielleicht ist das auch der Grund,
weshalb die Spannungskurve im zweiten Teil des Buches eher abnimmt und das Ende
etwas zäh wird, während der erste Teil den Leser mit schrecklichen Ereignissen
immer stärker motiviert, weiterzulesen.
Die Figuren im Roman sind meistens sehr gut charakterisiert.
Sie sind sehr glaubwürdig, da (fast) jeder seine guten und schlechten Seiten
hat. Sie sind einfach menschlich. Da ist beispielsweise Anawak, der seine wahre
Herkunft zu verdrängen versucht und ein sehr vernünftiger Mann ist und keinen Alkohol trinkt. Da ist aber
auch Johanson, der sich gerne auf einen Flirt einlässt, trotz seines Alters, und
der gerne Genussmittel wie Wein und Käse zu sich nimmt, auch wenn die jeweilige
Situation nicht immer passend erscheint. Im Hinblick auf die Dialoge gelingt
Schätzing die Charakterisierung leider nicht so gut. Hier hören sich alle
Figuren relativ gleich an.
Ich weiß nicht, ob ich das Buch weiter gelesen hätte, wenn
die ersten Seiten thematisch nicht die Wale behandelt hätten. Meine Faszination
für diese Tiere ist sehr groß und ich habe mich gefreut, ein Buch zu lesen, in
welchem man wissenschaftliche Erklärungen und Informationen über sie findet.
Die Geschichte ist vielleicht nicht immer Spannungsgeladen
und ich habe keine Ahnung, inwieweit die Szenarien, die hier beschrieben wurden,
wirklich passieren können. Aber das Gefühl, dass die Geschichte in mir
auslöste, war unbeschreiblich.
Das Was-Wäre-Wenn ist ganz klar auf die schrecklichen Taten
des Menschen zurückzuführen. Schnell wird klar: Die Ozeane wehren sich gegen
Überfischung und weitere Schäden, die der Mensch den Meeresbewohnern antut.
Außerdem wird sehr deutlich, wie wichtig der Ozean für das menschliche Leben
ist. Teilweise hatte ich einen richtigen Hass gegen die Menschheit. Ich habe
mich hilflos gefühlt gegenüber der Arroganz, mit der Menschen etwas Fremden
gegenüber reagieren. Wenn etwas nicht so läuft, wie gewohnt, wird es eben
abgeknallt und die Sache ist erledigt.
Die Geschichte regt zum Nachdenken an. Sollten wir immer
anderen die Schuld geben? Wie schaden wir der Umwelt durch die Industrie?
Diesen und einigen weiteren Fragen wird im "Schwarm" eine mögliche
Antwort gegeben, die erschreckend sind.
Ich würde jedem raten, dieses Buch zu lesen. Die schlechten
Seiten der Menschen werden dem Leser vor die Nase gehalten und vielleicht fängt
der ein oder andere an darüber nachzudenken, inwieweit man diese Dinge
unterstützen möchte. Das soll kein Aufruf dazu sein, bessere Menschen zu
werden. Ich bin selbst keiner. Noch nicht mal Vegetarier. Auch ich esse Fisch
und fahre Auto. Aber ich kenne jetzt mögliche Konsequenzen menschlichen
Egoismus´ und gerade die Darstellung von diesem, hat das Buch in mein Gehirn
gebrannt.
In diesem Sinne: fröhliches Lesen!
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