Evil: Das Böse in Buchform


"Evil" von Jack Ketchum

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Angaben zum Buch:

Titel: Evil
Autor: Jack Ketchum
Übersetzer: Friedrich Mader
Seiten: 335
Verlag: Heyne Hardcore
Erscheinungsjahr: 2005

ISBN: 978-3-453-67502-5

Inhalt:

Die Geschichte wird uns aus der Sicht unseres Protagonisten David erzählt. Er berichtet von seinen Erlebnissen aus seiner Kindheit bzw. frühen Jugend. Der Beginn des Buches ist sehr idyllisch gestaltet, mit einer Scene am Bach, an welchem David Mary kennenlernt, die neu in seine Straße gezogen ist. Gemeinsam mit ihrer Schwester lebt sie von nun an bei ihrer Tante und ihren Cousins und damit bei Davids bestem Freund. Schnell wird klar, dass das Leben der beiden Mädchen sehr hart wird. Besonders Mary hat unter ihrer Tante zu leiden. Allerdings kann weder sie, noch David sich vorstellen, vor welch schrecklichem Schicksal die beiden stehen.
Was mit einer idyllischen Scene beginnt, wird schnell zum Alptraum. Und unser Protagonist wird im Haus seines Freundes Zeuge von unvorstellbaren Grausamkeiten, die sein Leben für immer verändern werden.

Meine Meinung:

Eigentlich dachte ich immer, ich sei kein Weichei. Ich dachte, ich mag Horrorgeschichten. Allerdings habe ich bei dieser Rechnung nicht berücksichtigt, dass meine Horrorerfahrungen sich größtenteils auf die Werke von Stephen King beziehen. Ketchum ist im Gegensatz zu ihm ein ganz anderes Leseerlebnis. Von Jack Ketchum las ich bisher lediglich ein Buch: "Beutezeit", das mir gut gefiel, weshalb ich gerne zu "Evil" gegriffen habe.
Aber bei „Evil“ war es eine ganz andere Sache. Der Titel passt perfekt zum Inhalt. In Beutezeit hatte man wenigstens die Illusion der Fiktionalität, man konnte der Geschichte nicht viel Reales abgewinnen. Ein erfundenes Scenario, das hat Beutezeit für mich erträglich gemacht.
Denkt man jedoch über die Geschehnisse in Evil nach, hat dies weitaus größeren realen Charakter. Dass diese Geschichte genauso stattgefunden hat, ist nicht unvorstellbar. Noch schlimmer ist, dass sie auf einer wahren Begebenheit beruht.
Es fällt mir ziemlich schwer, diese Geschichte zu bewerten. Aber auf einige Punkte möchte ich trotzdem eingehen. Zum Einen wäre da der innere Konflikt Davids, der sich vor allem auf die Frage der Schuld bezieht. Mit David hat Ketchum einen Charakter erschaffen, der ein zwiespältiges Gefühl in mir auslöste. Ich war zwar unglaublich wütend, aber gleichzeitig hatte ich Mitleid mit ihm.
Ein weiterer Punkt, der mich an dieser Geschichte fasziniert hat, ist der Wahnsinn, der ausbricht. Wie in „Beutezeit“ zeigt Ketchum, was Menschen bereit sind auszuleben, wenn nur eine Person sie antreibt. Dass diese Person einen an der Waffel hat, macht die Geschichte natürlich zu dem, was sie ist. Ketchum beschreibt demnach nicht nur die Grausamkeiten, sondern auch die Abgründe der menschlichen Psyche. Ich kann das Buch auf keinen Fall schlecht finden, aber es ist nichts für zart besaitete Leser.
Ketchums Schreibstil war sehr temporeich (Ich habe das Buch an einem Tag gelesen), aber er gibt einem immer wieder die Zeit, sich zu erholen, was mir gut gefallen hat.
Einige der Figuren in diesem Buch bedienen ein gewisses Klischee, was mich jedoch nicht störte. Vielmehr passte es gut in die Geschichte und zeigte in gewisser Hinsicht eine Möglichkeit, wie Menschen zu dem werden, was sie sind.
Ich werde vermutlich keinen Ketchum mehr lesen, jedenfalls nicht in naher Zukunft, aber ich empfehle das Buch trotzdem an Leser, die mehr aushalten können. Auf jeden Fall sollten sie mehr Erfahrung im Horrorbereich gesammelt haben, als ich.

In diesem Sinne: fröhliches Lesen!

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